Ausschnitt der Eröffnungsrede zur Ausstellung:


PETRA AMERELL  /  Malerei     -     CHRISTIAN HESS  /  Skulptur & Zeichnung


in der Galerie Markt Bruckmühl  /  20.10. -  24.11.2013


von Cornelia Ahrens (Kunsthistorikerin und Leiterin der Galerie)

 

... Über ihre Arbeit sagt Petra Amerell: „Das wesentliche Thema meiner Malerei lässt sich schlicht auf einen Nenner bringen: Farbe - ihre Wirkung, ihr Ausdruck, die Möglichkeit ihrer Darstellung“. Über Farbe sagte Paul Cezanne (1839 – 1906) einmal: "Die Farbe ist der Ort, wo unser Gehirn und das Weltall sich begegnen. Dadurch erscheint sie den wahren Malern durchaus dramatisch." Und es sind „dramatische“ Farben, die den Arbeiten von Petra Amerell ein unverwechselbares Gesicht geben: Leuchtendes Kobaltblau, kräftiges Türkis, sattes Zinnoberrot, strahlendes Sonnengelb, weißestes Weiß, sanfte Pastelltöne und erdige Brauntöne, aus Pigmenten und Binder selbst hergestellt; kraftvoll und üppig aufgetragen auf die Leinwand, übermalt, gespachtelt, immer wieder abgekratzt, verwischt.

Eine der Wegbereiterinnen des Expressionismus, Paula Modersohn-Becker (1880 bis 1916) verstand den Umgang mit Farbe so: „Ich möchte das Rauschende, Volle, Erregende der Farbe geben, das Mächtige." Dies passt auch auf Petra Amerell, die unter intuitivem Einsatz aller zur Verfügung stehenden Mittel, durch Improvisation, ähnlich wie beim Jazz, Unmittelbarkeit und Emotionalität in ihren Bildern erzeugt. Sie gestaltet mit Pinsel und Spachtel abstrakte, meist großflächige Farblandschaften, die einem ganz eigenen Rhythmus folgen, die farbige Bewegungen - besonders bei Veränderungen der Lichtverhältnisse - erkennen lassen, immer wieder neu, immer wieder anders. „Für mich ist jedes Bild eine ganz eigene Welt. Bei jeder Arbeit fange ich wieder bei null an und weiß nicht, wie das Bild am Ende des Prozesses aussehen wird“, beschreibt Petra Amerell den künstlerischen Entstehungsprozess.

Dem Thema „Farbe“, ihrem Thema, stellt sich die Künstlerin unter immer neuen Herausforderungen. Jede einzelne Farbe ist für sie Ansporn, die verschiedenen Möglichkeiten gerade dieses oder jenes Farbtons auszuloten. Und sie tut dies nicht nur mittels der vielschichtigen Bilder auf Leinwand, mit selbst hergestellten Farbtönen aus Pigmenten und Binder, sondern auf eine ganz besondere Weise auch mit ihren Aquarellen, die zu einem wichtigen Experimentierfeld für sie geworden sind. "Ich merke, dass meine Aquarelle mittlerweile auch einen Einfluss auf die Leinwandbilder ausüben: Flüssige und transparente Farbformen schleichen sich dort ein und auch das eher spielerische und zupackende Setzen der Farben fällt mir im großen Format leichter als früher“, unterstreicht Petra Amerell die Bedeutung der Aquarelle für ihre Arbeit. Zahlreiche Blätter aus diesem Jahr können wir Ihnen in dieser Ausstellung präsentieren.

Ob große Leinwand oder kleines Aquarell, Petra Amerell ist erst dann mit der Wirkung des Bildes zufrieden, wenn es in den Augen der Künstlerin „fertig“ ist: ein eigenständiges Individuum. Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1382) hat über Farben einmal geschrieben: „Die stärkste Farbe findet ihr Gleichgewicht, aber nur wieder in einer anderen starken Farbe, und nur wer seiner Sache gewiss wäre, wagte sie nebeneinander zu setzen." Petra Amerell ist sich ihrer Sache ganz sicher, Sie werden es sehen. ...