BALANCE
Notizen zur gleichnamigen Ausstellung
Galerie Michael Heufelder, München / 6.9. - 12.10.2024
Alle sind wir ununterbrochen und notwendigerweise darum bemüht, im Gleichgewicht zu bleiben und Schieflagen auszutarieren. Beim Malen eines Bildes ist das nicht anders, allerdings läuft man hier schnell Gefahr, sich mit zu viel Harmonie und Stabilität auch Langeweile und Stillstand einzuhandeln.
Damit das Bild seine Spannung behält, gilt es, Asymmetrien, eigenwillige Farbklänge und Formsetzungen oder auch mit spontanem Duktus gemalte Passagen zu integrieren und nicht immer sofort den Ausgleich zu suchen. Im Idealfall beginnen die Farben miteinander in einen Dialog zu treten und eine Art Vibrieren im Bild hervorzurufen. Und verschiedenste Flächen, Linien und Formen gruppieren sich im Bildraum so, dass eine überraschende und dennoch stimmige Komposition entsteht.
Auf Anhieb gelingt mir das nicht oft, es ist ein aufregender Arbeitsprozess. Die diversen Bildelemente sollen ja nicht auseinanderfallen oder von der Gewichtung her kippen. Malt man polychrom, galoppieren einem die unterschiedlichen Farben im Bild manchmal in alle Richtungen davon und man muss zusehen, sie wieder einzufangen und in ein Gefüge zu setzen, in dem sie sich gegenseitig steigern und zum Leuchten bringen.
Beim Malen balanciere ich also permanent auf einem Drahtseil: Das Bild soll am Ende in ein Gleichgewicht gebracht werden, ohne seine innere Lebendigkeit und Dynamik zu verlieren. Ziel ist ein vitales, sensibles und auch fragiles Miteinander aus Farben und Formen, die frei und zugleich aufeinander bezogen, ein Bild ergeben.
Petra Amerell